Fakten bringen Licht ins Dunkel
Caroline Chuard-Keller ist seit Juni 2023 wissenschaftliche Projektleiterin am CSS Institut für empirische Gesundheitsökonomie. Davor doktorierte sie in Volkswirtschaftslehre an der Universität Zürich mit Forschungsfokus auf den Themen Gesundheit und Familienpolitik. Anschliessend war sie als Postdoc an der Universität St. Gallen tätig.
2019
Extrem faszinierende Forschung
2024
Licht ins Dunkel bringen
«Die Debatte um steigende Gesundheitskosten wird oft sehr emotional geführt. Als Zahlenmensch, der aus einer Versicherungsmathematiker-Familie stammt, finde ich es wichtig, mit konkreten und evidenzbasierten Fakten Licht ins Dunkel zu bringen. Unser Bericht hat nicht nur Klarheit bezüglich der Kostentreiber geschaffen. Er hat auch deutlich gemacht, dass wir heute noch grosse Lücken haben, um alle offenen Fragen im Gesundheitswesen abschliessend zu beantworten. So fehlen uns etwa standardisierte Daten zu Therapieerfolgen. Zudem sind die Daten der einzelnen Akteure oft in ‹Datensilos› abgelegt und nicht miteinander verknüpft. Das erschwert schlüssige Auswertungen.»
Bis 2029
Zugang zum Gesundheitssystem erhalten
«Im ‹Sorgenbarometer› der Schweiz stehen die steigenden Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien immer ganz weit vorne. Laufend diskutiert die Politik denn auch über mögliche Gegenmassnahmen – im Moment zum Beispiel über die Erhöhung der Mindestfranchise. Angesichts der Brisanz des Themas ist es für mich wichtig, auf der Basis wissenschaftlicher Fakten ein finanzierbares, faires und für alle zugängliches Gesundheitssystem zu ermöglichen. Denn Gesundheit betrifft uns alle. Ich wünsche mir, dass auch mein Sohn in Zukunft von einer guten, aber eben auch bezahlbaren Gesundheitsversorgung profitieren kann.»
Das CSS Institut
Das 2007 gegründete CSS Institut für empirische Gesundheitsökonomie dient der wissenschaftlichen Forschung und Lehre. Unter anderem liefert es fundierte Antworten zur effizienten Finanzierung und gerechten Lastenverteilung von Gesundheitsdienstleistungen. Im Zentrum stehen folgende fünf zentrale Themenbereiche der Gesundheitsökonomie: Prämienverbilligung, Kostenbeteiligung, Gesundheitssystem, Leistungserbringer und Medikamente.
Bis 2030 und darüber hinaus
Wissenschaft kann Lösungen aufzeigen
«Ich bin überzeugt, dass die Wissenschaft Lösungen aufzeigen kann, wie die Kostenzunahme zumindest gedämpft werden könnte. Dazu aber braucht sie ‹Futter› in Form verlässlicher und auswertbarer Datenquellen. Gerade hier gibt es noch ein grosses Verbesserungspotenzial.
Auch ist es absolut zentral, moderne empirische Methoden anzuwenden, um kausale Schlussfolgerungen zu ziehen. Eine konsequente Umsetzung des Experimentierartikels würde beispielsweise erlauben, randomisierte Studien durchzuführen, wenn natürliche Experimente nicht zur Verfügung stehen. Wenn es also um konkrete Lösungsansätze geht, den unaufhörlichen Kostenanstieg zu bremsen, tappen wir deshalb oft im Dunkeln.
Und selbst wenn Lösungen auf dem Tisch liegen, findet sich oft irgendein Bremsklotz. Ich denke da etwa an das Generika-Mailing der CSS. Vor einigen Jahren informierte die CSS ihre Versicherten mit hohen Medikamentenkosten über die Verfügbarkeit günstiger Generika. Obwohl damit erhebliche Kosten eingespart werden konnten, wie eine Studie des CSS Instituts zeigte, musste die CSS aus Datenschutzgründen die Mailings einstellen.
Hier gibt es nun wieder Bewegung beim National- und beim Ständerat, die eine gezielte Information der Versicherten erlauben möchten, wenn damit Kosten gespart werden können. Tatsache ist, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben.»
