Liebe Leserin, lieber Leser
Das 125-Jahr-Jubiläum der CSS unter dem Motto «Vereint. An deiner Seite.» war das ganze Jahr über eine Quelle der Energie, Inspiration und Zuversicht. Ein Jubiläum ist immer auch eine ideale Gelegenheit, sich auf die Wurzeln und Werte zu besinnen, an denen wir unerschütterlich festhalten: Solidarität, Subsidiarität und Eigenverantwortung. Die Geschichte, wie aus einem kleinen St. Galler Arbeiterverein, der nach dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe» wirkte, der führende Krankenversicherer der Schweiz wurde, prägt die CSS bis heute. Aber auch die Gewissheit, schon manche Krise erfolgreich gemeistert zu haben, gehört zu unserem Unternehmen. Im Zentrum unseres Tuns und Handelns steht stets das Ziel, als Gesundheitspartnerin unsere Versicherten in allen Lebenslagen dabei zu unterstützen, dass sie gesund bleiben, gesund werden oder mit einer Krankheit besser leben.
Prämien decken Gesundheitskosten nicht
Auch nach zwei Jahren mit deutlichen Erhöhungen decken die Prämien der Grundversicherung die steigenden Gesundheitskosten nicht. Die Branche schreibt Verluste, so auch die CSS. Deshalb mussten die Krankenversicherer im Herbst 2024 erneut eine deutliche Prämienerhöhung von durchschnittlich 6,0 Prozent ankünden. Unsere eigenen Prämien mussten wir noch etwas stärker anheben. Damit werden wir die gesetzlich vorgeschriebenen Reserven aufdotieren, die zuletzt gesunken waren. Mehrere Faktoren haben zu diesem tieferen Reservestand geführt: ein politisch forcierter Reserveabbau, nachgelagerte Effekte von insgesamt vier Fusionen sowie wachsende Gesundheitskosten. 2024 verbuchen wir als erfolgreiches Aufholjahr. Dank der eingeleiteten Massnahmen und eines starken Fokus auf die Wettbewerbsfähigkeit sind wir zuversichtlich, dass wir schon im kommenden Herbst unsere langjährige Strategie eines attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses fortsetzen und wieder kompetitivere Prämien anbieten können.
Erfolgsfaktor Kundenzentrierung
Gerade angesichts der verschärften preislichen Wettbewerbssituation ist ein qualitativ hochstehender Kundenservice nicht hoch genug zu schätzen. Die CSS profitierte in den letzten Monaten von ihren unablässigen Anstrengungen, ihren Versicherten eine grösstmögliche Servicequalität zu liefern. Daran hatte das Kundenservice-Center mit seiner hohen Erreichbarkeit einen wesentlichen Anteil, indem es die Fragen und Anliegen unserer Kundinnen und Kunden zügig beantwortete. Wir wollen ihre Bedürfnisse noch besser verstehen und unseren Kundenservice auch mithilfe künstlicher Intelligenz so ausrichten, dass die Kundenzufriedenheit weiter steigt. Derzeit zielt unser Engagement darauf ab, die verschiedenen Kanäle, über welche unsere Versicherten mit der CSS in Kontakt stehen, noch besser zu koordinieren und kundenzentrierter zu steuern.
1,7 Millionen Kundinnen und Kunden
Diese Investitionen in den Kundenservice stellten einen wichtigen Pfeiler der Stabilität dar, der half, den Verlust an Kundinnen und Kunden zu begrenzen. Zwar resultierte ein Rückgang der Versichertenzahl um rund 60 000, aber in der Gesamtanalyse überwog dennoch der Optimismus. Ein Optimismus, der sich von den ausgezeichneten Leistungen unseres Vertriebs sowie der grossen Loyalität unserer Kundinnen und Kunden und der Markenstärke der CSS nährt. Ein Optimismus im Wissen darum, dass wir im kommenden Jahr deutlich wettbewerbsfähiger sein werden und unsere kontinuierlichen und nachhaltigen Wachstumsziele weiterverfolgen können.
Medizinischer Fortschritt treibt die Kosten in die Höhe
Teil der DNA der CSS ist die Verpflichtung, das Gesundheitssystem mit geeinten Kräften weiterzuentwickeln. Es ist bekannt: Die Prämien sind ein Abbild der Gesundheitskosten. Eine viel beachtete Studie des CSS Instituts für empirische Gesundheitsökonomie hat kürzlich den stärksten Preistreiber benannt: den technologischen Fortschritt. In den letzten zehn Jahren machten neu zugelassene Medikamente fast einen Drittel des gesamten Kostenanstiegs aus. Zudem relativiert die Studie die Bedeutung der Demografie als Teuerungstreiber. Deren Einfluss kann nur einen Siebtel des Anstiegs erklären.
Gewohnt tiefe Verwaltungskosten
Einer Krankenversicherung stehen zwei Hebel zur Verfügung, mit denen sie die Prämienentwicklung beeinflussen kann: die Verwaltungskosten und die Rechnungskontrolle. Die CSS ist stolz darauf, beide Instrumente mit grosser Konsequenz zu nutzen. Die Verwaltungskosten liegen seit Jahren unter dem Branchendurchschnitt von 4,9 Prozent. Im Berichtsjahr gab die CSS in der Grundversicherung von einem Prämienfranken nur 3,7 Rappen für die Verwaltung aus. Ein sehr tiefer Anteil, den eine Einheitskasse kaum unterbieten könnte, ganz abgesehen davon, dass sie für die aktuell grösste Herausforderung, die steigenden Gesundheitskosten, keinerlei Lösung bereithält.
Ambulantisierung vorantreiben
2024 wird als eines der intensivsten und erfolgreichsten gesundheitspolitischen Jahre in die Geschichte eingehen. Gleich drei eidgenössische gesundheitspolitische Abstimmungen standen an, und allesamt fielen für die Versicherten erfreulich aus. Am bedeutsamsten war mit Sicherheit das Ja zur Einführung der einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen (EFAS). Damit wird eine zentrale Forderung, für die sich die CSS jahrelang intensiv engagiert hat, per 1. Januar 2028 Realität: In Zukunft sollen teure Fehlanreize behoben werden, und die in der Schweiz noch wenig ausgebaute Ambulantisierung wird gefördert. Für die CSS bedeutet dieser Entscheid einen Ansporn, ihre Dienstleistungen und Produkte dahingehend zu analysieren, ob sie noch stärker auf ambulante Leistungen ausgerichtet werden können. Mit dem neuen Gesetz ist eine wichtige Basis gelegt, aber nun müssen Versicherer, Leistungserbringer und vor allem auch die Kantone nachziehen und die Ambulantisierung mit voller Kraft fördern. Ungemein bedeutsam ist auch der Entscheid zur Einführung des neuen Tarifsystems Tardoc, das den heillos veralteten Tarmed per 1. Januar 2026 endlich ablöst.
Bewirtschaftung des Leistungskatalogs
Nebst den erwähnten Reformen wird es weitere Massnahmen brauchen, um die Gesundheitskosten zu dämpfen. Für die CSS ist vor allem eine konsequentere Bearbeitung und Aktualisierung des Leistungskatalogs dringlich. Unwirksame oder nicht mehr wirtschaftliche Leistungen müssen aus dem Katalog gestrichen werden. Darüber hinaus braucht es eine Stärkung der integrierten Versorgung. Wenn das Silodenken der einzelnen Leistungserbringer durch eine qualitativ möglichst gute und effizient koordinierte Versorgung der Patientinnen und Patienten entlang des gesamten Patientenpfades ersetzt wird, geschieht dies zum Wohle all unserer Versicherten.
Pionierprojekt der vertikal integrierten Versorgung
Die CSS hat 2024 eine zukunftsträchtige Zusammenarbeit mit dem Ensemble Hospitalier de la Côte (EHC) lanciert. In diesem Netzwerk haben sich rund vierzig Leistungserbringer, von Hausärzten über Spitäler bis hin zu Physiotherapeuten, Apotheken usw. zusammengeschlossen. Es ist das erste Beispiel einer vertikal integrierten Versorgung über den ganzen Patientenpfad in dieser Grössenordnung. Diese Form der Kooperation ist zukunftsweisend, weil alle Beteiligten dieselbe Vision einer hochstehenden, effizienten Versorgung teilen. Die Tatsache, dass in diesem EHC-Netzwerk auch ein eigens entwickeltes digitales Patientendossier erfolgreich eingesetzt wird, bringt uns zum letzten Punkt: der Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Es ist allgemein bekannt, dass die Schweiz punkto Digitalisierung im Hintertreffen liegt. Bedauerlicherweise kommen die Arbeiten auf Bundesebene immer noch nur schleppend voran. Die seit Längerem angekündigte Botschaft zum Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) soll nun endlich im Frühjahr 2025 vorliegen. Hier ist ein höheres Tempo dringend nötig. Um diese Lücke in der Zwischenzeit zu füllen, nutzt die CSS Instrumente wie die partnerschaftlich entwickelte Gesundheitsplattform «Well», die einen digital gestützten Austausch zwischen den verschiedenen Leistungserbringern ermöglicht. Denn integrierte Versorgung ist ohne einheitliche Datenbasis unmöglich.
Innovation unterstützen
Das Projekt EHC oder auch die Gesundheitsplattform «Well» sind nur zwei Beispiele, wie sich die CSS konkret an Pionierprojekten beteiligt, um das Gesundheitssystem weiterzuentwickeln. Ein weiteres Gefäss sind die Start-up-Beteiligungen. Der «Future of Health Grant», den die CSS in Zusammenarbeit mit der EPFL Lausanne ins Leben gerufen hat, wird immer bekannter und kann auf eine zunehmende Zahl an Bewerbungen zählen. Bei diesem Programm profitieren Start-ups von finanziellen Mitteln, aber auch von Know-how, das Partner aus Forschung und Wirtschaft über Coaching- und Mentoringprogramme zur Verfügung stellen. So tragen sie dazu bei, innovativen Ideen zur Umsetzungsreife zu verhelfen. Über das Tochterunternehmen SwissHealth Ventures AG fördert die CSS ambitionierte Start-ups im Bereich Digital Health. Und im Rahmen des CSS Health Lab entwickelt sie zusammen mit der ETH Zürich und der Universität St. Gallen innovative Lösungen, die es Menschen ermöglichen, mit chronischen Krankheiten besser umzugehen.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Kostendämpfung, Kundenzentrierung und die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems: Die CSS hat sich für 2025 erneut ambitionierte Ziele gesetzt. Auch wenn das Jahr 2024 Bewegung in die Gesundheitspolitik gebracht hat, sind die Herausforderungen immer noch immens. Auf das Ja zur einheitlichen Finanzierung müssen nun konkrete Schritte folgen. Alle Akteure, von den Kantonen über die Versicherer bis hin zu den Leistungserbringern, sind gefordert. Nur mit vereinten Kräften können wir das Potenzial dieser Reform ausschöpfen. Auf technologischer Seite gilt es die Chancen, die sich durch künstliche Intelligenz für das Versicherungsgeschäft ergeben, auszuloten und umzusetzen. Und in Sachen integrierte Versorgung ist mit der Kooperation mit dem EHC ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan. Auf diesem Erfolg wollen wir uns jedoch nicht ausruhen. Wir werden uns auch künftig mit weiteren Partnern vernetzen, um innovative Projekte zu verwirklichen.
Die CSS wird ihren Wurzeln treu bleiben: Wir verstehen uns als konstruktive Kraft im Gesundheitsmarkt, die couragiert neue Wege geht und ihre Stärke in den Dienst der Verbesserung des Gesundheitssystems stellt, damit Gesundheit zugänglich und bezahlbar ist – zugunsten unserer Kundinnen und Kunden.
Verwaltungsratspräsident
CEO